Grosse Superb! Österreichtour 2020 II

Dieselbe Tour, nur zwei Wochen später nochmals gestartet? Wird das mit der Zeit nicht aufreibend langweilig? Gleich zu Beginn: Nein, viele Faktoren beeinflussen bekanntlich eine Töffreise. Neue Mitglieder, die den Charakter einer komplett neuen Gruppe bilden und nicht zuletzt auch das Wetter, auf das wir Gott sei’s gedankt, nicht gross Einfluss nehmen können.

 


Tag 1: Mit ein Grund, dass ich mir die Zeit nehmen kann mit ein paar Zeilen die aktuelle Tour zu begleiten. Es regnet und das in Strömen. Da sitze ich nun bei geöffnetem Fenster in einem schmucken Städtchen, schaue durch den Regenvorhang auf nasse Dächer und sammle meine noch wirren Gedanken. Der Start in Worb war ähnlich wie zur ersten Superb! Österreichtour. Bei Kaffee und Gipfeli fliessen wohldossierte Info’s, über die Tour und deren Spezialitäten und zum Projekt «Wir Kinder von Moldawien», vom Sender zu den Empfängern. Kurz darauf geht es los. Vieles bleibt sich gleich, sogar der Stau am Thunersee ab Spiez ist derselbe wie drei Wochen zuvor, so scheint es mir. Auch der lebhafte Verkehr über die paar Alpenpässe bis nach Sedrun, unserem ersten Aufenthalt, bleibt sich gleich. Velos, Töffs, Autos und Camper behindern sich gegenseitig aufs trefflichste und manchem Steuermann brennt es kurz mal an der Sicherung. Ich bin immer froh, wenn man sich dem ganzen Gewusel ohne Verluste entwinden kann. Schon bei der ersten Übernachtung wird lebhaft über das Erfahrene ausgetauscht und man spürt, dass da eine ganz tolle Gruppe zusammenwachsen wird.


Tag 2: Der nächste Tag beginnt mit strahlendem Sonnenschein und droht uns damit ganz schön heiss zu werden. Das gelingt ihm meisterlich. Wir fliehen in die Höhe und geniessen einen angenehm kühlenden Fahrtwind und wenig Verkehr. Entschliesst sich ein Bach hoch oben, uns bis ins Tal zu begleiten, macht er das jungfräulich, milchig und schäumend. Erst weiter unten wird das Sprudeln ruhiger und das Wasser rein und klar. Die Routenwahl durch den Kanton Graubünden passt und führt rasch an die Grenze zu Österreich. Potz, machen die zwanzig Stundenkilometer auf den Hauptstrassen aber schnell. Wir biegen ab in Richtung Kaunertal, bezahlen den erforderlichen Wegzoll und erklimmen auf paradiesischen Strassen die Gletscherstrasse, bis auf etwas über zweitausendsiebenhundert Meter. Es ist angenehm kühl hier oben für uns Besucher aus dem Unterland. Für die Gletscherwelt und die spärlichen Schneereste ist es wohl viel zu Warm und sie lassen sich ohne Murren in schützende Textilien hüllen. Beim Runterfahren schiesst man hier und da noch eindrückliche Fotos, die die zu Hause gebliebenen beeindrucken sollen und uns vor vergessen schützen. Dann überfahren wir noch die Pillerhöhe die uns einen atemberaubenden Ausblick auf das Inntal öffnet und zackbumm sind wir schon in Oetz in unserer Unterkunft. Das allererste Schnitzel, gekonnt gebacken und serviert von der Frau Seniorscheff, ist einfach ein Gedicht. In der Abgeschiedenheit von Verkehr und Hektik, erwartet uns eine stille und erholsame Nacht.

 


Tag 3: Schon wieder begrüsst uns ein stahlblauer, wolkenloser Himmel. Wir fahren über Kühtai und Sellrain um Kühe und ihre Hinterlassenschaften herum, tasten uns langsam um eine verängstigte Kuh, die sich in einen Tunnel verirrt hat und sehnsüchtig darauf wartet, dass Ihr jemand hilft. Wir umfahren Innsbruck in einem weiten Bogen unter der Europabrücke, einem imposanten und mächtigen Bauwerk der Brennerautobahn, hindurch und haben kurz darauf ein zwiespältiges Techtelmechtel mit der hiesigen Polizei. Aber ab hier läufts dann wieder heiss und rund. Rattenberg ist immer einen kurzen Besuch wert. Ein Städtchen, dass sich mit herausgeputzten alten Häusern schmückt und stolz auf eine interessante Geschichte blicken darf. Bald darauf verlassen wir das geschäftige Inntal, kurven uns wieder in die Höhe, pausieren mal hier und da und ganz bestimmt am Pillersee, einem kleinen Bergsee, gesäumt mit majestätischen Gipfeln. Während wir an gekühlten Getränken nuckeln, lehnen sich unsere Töffs geduldig in der Sonne wartend auf Ihre Seitenständer und heizen schon mal den Sattel vor. Nicht mehr lange und wir fahren an unserer Unterkunft in Zell am See vor. Zwar etwas Abseits des grössten Trubels, aber immerhin nur von einer Liegewiese vom See getrennt. Nach einem feinen Nachtmahl, mit ausgleichen des Flüssigkeitsverlustes, erwarten uns auch hier ruhige Zimmer und weiche Betten.


Tag 4: Schon wieder kitzeln uns zu Beginn des Tages Sonnenstrahlen an der Nase. Obwohl es in der Nacht heftig gewittert hat. Das Zmorge lässt keine Wünsche offen und macht satt bis zum Abendessen. Hochkönig, Dachstein, Tennengebirge nennen sich die Gipfel, die uns auf unserer Tour begleiten. Tagestiefpunkt erfahren wir beim Aufstieg auf eine Hochebene in der Nähe des Dachsteins. Wir bewegen unsere Töff's vorsichtig an einer Weggabelung vorbei und sehen aus den Augenwinkeln ein junges Pärchen dass sich innig umarmt. Die junge Frau weint ihr Gesicht nass und wird liebevoll vom Partner getröstet. Grund des heftigen Weinkrampfs, ist das rotgetigerte Kätzchen, dass regungslos auf der Strasse liegt und wohl schon am Schalter für die Flügel steht. Wir müssen trotz dieser Tragödie weiter. Über die Postalm gelangen wir zu den Seen des Salzkammergutes. Der Wolfgangsee, dass ist der mit dem «Weissen Rössl», ist stark Corona heimgesucht und wir lassen ihn deshalb ohne grosse Reue links liegen. Ohne grosse Reue auch deshalb, weil uns der Hallstättersee ebenso reizvoll und eine Spur wilder empfängt. Leider auch mondäner und internationaler. Das gefällt uns üüüüüberhaupt nicht und wir kreuzen Ort und See, so rasch als möglich. Dann beginnts auch noch zaghaft zu tröpfeln und das bei azurblauem Firmament. Ratlos erklimmen wir mit einigen raschen Kurven wieder etwas Höhe und gehen danach gemächlich in den Sinkflug ins Ennstal über, zu unserer nächsten Unterkunft in Aigen. Diese überrascht uns mit einem Grillfest und dieses wiederum macht einem einen so satten und dicken Bauch, dass in der Nacht dann schon hie und da mal zwackt.


Tag 5: Gesäuse, nennt sich ein Nationalpark, in dem sich ein Fluss durch ein enges Felsenkorsett zwängt und dem Ort mit ewigem Rauschen den vielsagenden Namen aufzwängt. Zuvor wedeln wir uns aber noch an einem stillen und einsamen Strässchen warm. Ein toller Blick zurück, von wo wir hergekommen sind und auf den protzigen Hausberg der Aigener, den Grimming, lockt uns zu ein paar Fotos. Dann fahrt’s wieder hinab ins Tal, durch das Gesäuse hindurch und mit ein paar lohnenden, weil reich an Kurven und traumhaften Strassen, Umwegen nach Oberösterreich. Wir lassen uns kurz aber kräftig begeistern, wie sich das Bundesland mit seinen Eigenheiten in Szene setzen kann. Ganz besonders aber mit gelebter Gastfreundschaft. Und das geht so: Müde, durstig und im eigenen Sud niedergarend, ist sonnenklar, dass die nächste Pause fällig ist. Wir halten an einem schmucken Gasthaus, parken die Töff's im Schatten und schlendern gemütlich über eine idyllische Holzbrücke, bevor uns dämmert, das Gasthaus hat ausgerechnet heute seinen Ruhetag. Eine sensible Wirtin, die unsere Enttäuschung wohl schon gegen den Wind gewittert hat, öffnet die Tür, fragt was wir trinken möchten, serviert gekonnt unsere Gläser, gefüllt mit köstlich kühlem Nass und kredenzt so nebenbei die wahrscheinlich beste Wurstsemmel in der nördlichen Hemisphäre. Nach einem freundlichen Gespräch müssen wir wieder weiter. Uns zieht's wie vom Gummiband gezogen Richtung Donau. Es wird wieder sehr warm. Unsere Pausenkadenz wird deshalb nicht kleiner. Wir halten oft um etwas zu trinken und zu knappern und den Fokus kurz vom Töff zu nehmen. Trotzdem macht uns die strenge Hitze zu schaffen. Wir sind froh und dankbar als unsere Unterkunft auftaucht und wir nach einem kurzen, knackigen CheckIn unter einer erfrischenden Dusche über all das Erlebte sinnieren können. Auf der Sonnenterrasse geniessen wir Essen, Gemeinschaft, den Ausblick über den gewaltigen und träg dahinfliessenden Strom und leider auch Mücken. Trotz der lästigen, überflüssigen Viecher, neigt sich ein gelungener Tag dem Ende.


Tag 6: Unser Frühstück erwartet uns etwas später. Wir fahren nicht arg viele Kilometer bis ins Burgenland und sollten früh an unserer neuen Unterkunft vorfahren. Dazwischen liegen ein paar mühsame Baustellen, überraschend viele Kurven, die Myrafälle drei bis vier Pausen und eine echt fordernde schwüle Hitze. So war uns ein kurzes, kräftiges Gewitter mehr Erlösung als Ärger. Innerhalb weniger Minuten, mit ein paar raschen Kilometern waren wir wieder staubtrocken. Kurz vor Wiener Neustadt sehen wir hügeliges Land nurmehr im Rückspiegel. Vor uns öffnet sich eine weite Ebene, die weit nach Ungarn und darüber hinaus reicht. Schon noch komisch, hat Marc gemeint, dass dir nirgends Berge im Weg stehen, die dir die Aussicht rauben. Ach ja, die Mitfahrer in unserer Gruppe hören auf Namen wie, Roland, Patrik und Marc. Und ich darf sie durch mein zweites Heimatland begleiten. In Hornstein sind wir schon im Burgenland, dem jüngsten und kleinsten Bundesland in Österreich. Meine zweite Heimat eben. Kulinarisch werden wir in einem Restaurant mit Heurigencharakter, aufs Beste verwöhnt. Und unsere, wirklich nicht übertrieben, paradiesische Unterkunft schenkt uns einen ruhigen und erholsamen Schlaf.


Tag 7: Das Zmorgebuffet muss man gesehen und verkostet haben. Es lässt keine Wünsche offen und verwöhnt mit einer Vielfalt, die nirgends auch nur annähernd, in diesen Bereich vorzustossen vermag. Heute fahren wir nur kurz. Wir besuchen den Neusiedlersee, die Freistadt Rust, Eisenstadt, die Hauptstadt des Burgenlandes und, so wirbt die kleine Stadt selbstbewusst, die wahrscheinlich kleinste Grossstadt der Welt. Auf einer Anhöhe kurz nach Margarethen geniesst man einen weiten Blick über den See. Wir erfahren erstaunliches und wissenswertes über Gegend, Land und Leute und fahren wenige Minuten später in Rust ein. Eine Freistadt mit alten Rechten und einer noch älteren Kirche. Berühmtheit erlangt der Ort aber seiner vielen Störche wegen. Überall klappert es auf den Dächern, zieht ein Pärchen weite Kreise am Himmel und zeugen die Dächer von Storchenfamilien und deren Besuchen aus den letzten Jahren. In Eisenstadt schlendern wir auf dem Weg zur Bergkirche, dem Kalvarienberg und dem Haydnmausoleum, durch das jüdische Viertel. Auf dem Rückweg streifen wir den alten jüdischen Friedhof, im Schlosspark den Leopoldinentempel und sitzen bald danach in der hübschen Altstadt, unter Bäumen bei kühlen Getränken. Es gäbe bestimmt noch mehr zu sehen. Aber weil wir uns in der zunehmenden Schwüle wieder erheblich Nass schwitzen, zieht es uns wieder Heim und unter die Dusche. Ein üppiges Nachtessen und einen Rotwein als Schlummertrunk später, horchen wir entspannt was uns unser Kissen durch die Nacht zu erzählen hat.


Tag 8: Weiter fahrt es nach einem erneut formidablen Zmorge. Vom Burgenland schrammen wir am Schneeberg vorbei in die "bucklige Welt. Wir machen aber zuvor noch einen kurzen Halt bei der Burg Forchtenstein. Ein imposantes und mächtiges Gemäuer aus alter Zeit, in privilegierter Lage. Und diese Lage verwöhnt auch in der Neuzeit mit einem weiten Blick in die Ebene von Mattersburg zum Neusiedlersee bis weit nach Ungarn hinein. Bucklig ist die Welt hier tatsächlich. Weil die Grenzen der Bundesländer oft einem Bach folgen oder durch einen markanten Hügel fixiert sind Hüpfen die Strassen denen wir folgen, fleissig von Niederösterreich in die Steiermark und wieder zurück, während das Burgenland langsam Geschichte wird. Die Route war schon lange geplant. Das Wetter nicht. Und eben dieses hat sich in den vergangenen Tagen als sehr unberechenbar und wütend gezeigt. Überschwemmte Strassen, Schlammlawinen, entwurzelte und quer über den Strassen liegende Bäume und braune schäumende Bäche zwingen uns so manchen Umweg auf. Als wir in einem Dorf wieder vor einem Verbotsschild halten, muss die Verzweiflung unseres Tourguides intensiv negative Schwingungen verströmt haben. Ein älteres, ortskundiges Ehepaar, hat sich darauf zu uns gesellt und bietet sich bereitwillig an, uns mit ihrem Auto durch Nebenstrassen zu lotsen, bis uns eine Hauptstrasse empfängt, die uns auf der anderen Talseite wieder bis zu unserer Unterkunft begleiten will. Trotz vieler grauer und schwerer Wolken, treffen wir trocken in unserem Hotel ein und freuen uns auf die obligate Dusche am Abend, das leckere Essen und das weiche Bett.


Tag 9: Eigentlich haben wir uns auf die Rundfahrt gefreut die uns durchs Maria Zeller Land führen sollte. Und zur Kalten Kuchl und zum Höllental und so weiter. Am Frühstückstisch haben wir besorgt die grauen und schweren Wolken beobachtet und uns war schnell klar, dass wenn wir zur heutigen Tour starten, wir irgendwann Nass würden. Und das so richtig. Wir entschliessen uns einen Ruhetag wahr werden zu lassen und Dinge zu tun, die trocken erledigt werden können und die unsere Hintern nicht belasten. Vorau, ein kleiner und bezaubernder Ort um Entdeckungen zu machen, ist dazu bestens geeignet. Das Stift betört mit einer prunkvollen und üppig geschmückten Kirche. Ein Heimatmuseum lädt zu Geschichte und Kultur von früher, des einfachen Volkes im Jogelland. Lochsteine und Menhire, oder Hinkelsteine, wie Obelix sie salopp nennen würde, gibt's hier zuhauf und Gänge im Untergrund von denen viele noch erforscht werden. Es gäbe viel zu sehen. Abends treffen wir uns zum Essen, diskutieren was wir erlebt haben und zu guter letzt auch über das Wetter. Zwei- dreimal hat's richtig geschüttet und das ausgiebig und lange. Hoffentlich werden wir durch Murgänge und Überschwemmungen nicht wieder zu Umwegen gezwungen. Wir hoffen für uns und Betroffene und werden sehen.


Tag 10: Das Wetter klart auf. Sinnierend kauen wir auf unseren Brötchen und schlürfen Kaffee, während wir uns leise freuen, endlich wieder Töff zu fahren. Heute führen wir unsere Stahlrösser um Graz herum nach Kärnten. Nicht ohne vorher genüsslich Kurven zu wetzen. Und diese gibt's in ungezählten Variationen. Mal hoch, dann tief, einige rasch und andere vorsichtig tastend, aber halt immer entweder links oder rechts. Die Sonne wird kräftiger und die einzelnen Wolkenbänder lösen sich in Wohlgefallen auf. Edelschrott ist unserem Roland beim zügigen Kurvenwedeln auf einem Schild aufgefallen. Neinnein, Das ist nicht der Firmenname eines Altmetallhändlers, sondern der kreative Name eines Ortes auf dem Weg nach Kärnten. Die Strasse rauf zum Sobothstausee ist rasch und ab und an mahnen uns kleine Kreuze, Kerzen und Kränze es nicht zu Übermütig anzugehen. Wir halten am See ganz kurz zum Kaffee. Als wir unseren Pferdestärken wieder die Sporen geben, werden wir Töffler von Gesetzes wegen eingebremst und zwar auf nicht mehr als siebzig Kilometer pro Stunde. Das macht nichts, weil viel schneller gar nicht möglich ist. Also schalten wir in den Genussmodus und gehen langsam in den Sinkflug nach der Ebene der Drau über. Biegen etwas später ins Rosental ab und wissen dass wir schon bald in unserer Unterkunft eintreffen werden und das alles bei strahlendem und heissem Sonnenschein, ohne je den leisesten Verdacht auf einen Regentropfen. Nach dem obligaten Frischmachen, treffen wir uns draussen im Gastgarten zu kühlen Getränken und sattem Essen. Und das allerbeste? Nein, nicht der Kaiserschmarren, sondern der Wetterbericht, der uns für unsere morgigen Aktivitäten ein genügend grosses, regenfreies Zeitfenster verspricht. Da freuen wir uns drauf. Aber sowas von.


Tag 11: In der Nacht hat es nochmals geregnet. Das stört uns aber beim Frühstück nicht wirklich, weil die Sonne kräftig ankämpft um die restlichen Wolkenschwaden zu verdampfen. Ob ihr das wirklich gelingen wird, ist noch unsicher. Ab Nachmittag ist wieder mit ergiebiger maximaler Luftfeuchtigkeit zu rechnen. Also los und auf direktem Weg zum Pyramiedenkogel. Dort steht der weltweit höchste Turm aus Holz. Wir wählen den Aufstieg mit Lift (man könnte auch dei Treppe nehmen!?! ;-))und geniessen kurz darauf eine weite Rundsicht auf den Wörthersee. Der Turm ist recht weich und man spürt oft sein leises Tanzen im Wind. Mit dem Lift geht's am bequemsten auch wieder runter. Also für uns Grufties der Gruppe wenigstens. Marc entscheidet sich die Treppe zu nehmen und stösst doch tatsächlich nur ein, zwei Schluck Kaffee später wieder zu uns. Wir entfliehen dem grösser werdenden Touristenstrom nach Maria Wörth. Ein bildhübsches Ensemble von Kirche und Häusern auf einer Halbinsel die in den See ragt, geniesst Postkarten Status. Wir entern dort ein Ausflugsboot dass uns in zweieinhalb Stunden nach Velden und wieder zurück schippert. Wir geniessen Entspannung pur und fallen in den Urlaubmodus. Als wir wieder bei Velden ablegen, färbt sich der Horizont hinter unserem Boot bedrohlich Schwarz und begleitet uns beharrlich bis nach Maria Wörth. Jetzt heisst es aber dallidalli, sonst werden wir richtig nass. Wir füllen auf der Heimfahrt noch unsere Benzinreservoirs für Morgen, wechseln ein paar Euronen ein und geben unseren Pferdchen ordentlich die Sporren. Auch heute gelingt es uns, dem drohenden Regen davon zu fahren. Wir stellen unsere Töff's trocken in der Garage unter und machen uns erst unter der Dusche ordentlich nass, bevor wir uns auf der gedeckten Terrasse zu Tisch setzen. Dem Studium der Speisekarte widmen wir uns nur kurz und freuen uns darauf unserem Kohldampf, mit Speis und Trank ordentlich eins auf den Deckel zu geben. Ach ja, und selbstverständlich haben wir auch alle vier Dessertmagen noch ordentlich aufgefüllt. Mit Kaiserschmarren, natürlich.


Tag 12: Erstaunlich, dass nach so üppigen Nachtessen mit inkludiertem Dessert, beim Frühstück noch Platz in unseren Bäuchen zu finden ist. Den haben wir aber und langen ordentlich zu. Heute fahren wir genüsslich knappe zwohunertundfuffzich Kilometer. Aber durch Landstriche deren Durchfahrt nicht einfach nur der Gasgriff diktieren darf, weil das Auge und das Herz sonst nicht mitkommen. Wir starten also in Ferlach, der südlichsten Stadt Österreichs und folgen noch geraumer Zeit dem Rosental. Bis an den Punkt wo wir wissend nach Norden abbiegen können, ohne der Gefahr ausgesetzt zu sein, auf eine Stadt zu treffen. Ein paar schnelle Kilometer später biegen wir rechts ab und finden uns in einem malerischen Tal wieder. Darin möchte man Alt werden. Gemächlich streifen wir auf einem schmalen Teerband durch viel Grün. Ein paar schroffe Felsen säumen unseren Weg und ein lustig gurgelndes Bächli begleitet uns fröhlich. Unser Traum endet an einer etwas hektischeren Hauptstrasse, die wir ein paar Minuten später wieder verlassen. Wir kurven und schwingen uns in die Höhe und wieder runter und stehen plötzlich am Mauthäuschen zur Nockalm. Da zahlen wir in freudiger Erwartung gerne unseren Wegzoll und finden uns schon wieder, in einem für uns Töffler, wundervoll gestalteten Ressort wieder. Zuerst geht's hoch und dann wieder runter und dann  wieder hoch und schon wieder runter. Die hervorragend gebaute Strasse verwöhnt mit unzähligen Kurven und einer alpinen Szene die immer wieder nach Pausen verlangt. Beim Verlassen der Nockalm macht sich ein leises Hüngerli bemerkbar, dass wir zur Not, mit einer Brettljause in Kremsbrücke, zu stillen versuchen. Wir folgen einem flachen Flussbett, dem die Strassenbauer mangels Platz, in dem engen Tal folgen müssen und biegen harsch rechts ab um die nächste grössere Ortschaft zu umkurven. Die Hauptstrasse die uns danach empfängt führt uns rasch zu unserer Unterkunft von Heute und endlich können wir unser Loch im Bauch, nach einer erfrischenden Dusche, mit österreichischen Köstlichkeiten ordentlich zu machen. 


Tag 13: Die Kaiserin der alpinen Strassen besuchen wir heute. Die Grossglockner Hochalpenstrasse. Wir beenden unser Frühstück zeitig, tanken knapp unterhalb der imposanten Bergwelt und sind bereit für unser Grossglockner Abenteuer. An Heiligenblut vorbei gilt es noch ein paar Serpentinen zu meistern, dann zücken wir unser Ticket um legal hinter die Schranke an der Mautstelle zu fahren und jetzt fahrt's los. Wir klettern auf einer gut ausgebauten Strasse bis zu Franzl's Höhe und staunen ungläubig über ein Parkhaus an diesem abgelegenen Ort. Der Grossglockner, reckt seinen Hut mächtig in die Höhe um so gross wie möglich zu scheinen. Es fehlen ihm aber ein paar wertvolle Meter bis zur 3800er Marke. Trotzdem ist er der höchste Gipfel in unserem östlichen Nachbarland und zeigt sich stolz ohne Wolkenhut. Wir starten Richtung Hochtor. Der Tunnel dort oben markiert die Grenze zwischen den Bundesländern Kärnten und Salzburg und bevor wir Kärnten verlassen, schiessen wir noch die obligaten Bilder um unsere zu Haus Gebliebenen zu entzücken. Und nun ab durch den Tunnel, an dessem Ende uns ein Licht erwartet und ein Ausblick der uns den Atem raubt. Einige Felsen und Gipfel rücken nahe an die Strasse, die sich ab und zu unten durch duckt, dazwischen zwängt oder an die mächtigen Flanken schmiegt. Die Edelweisshütte ist unser nächstes Ziel. Erobern kann man diese nur auf einer gepflasterten Strasse mit herausfordernd engen Kehren. Die Aussicht entlöhnt leicht für die gemachten Anstrengungen. Man sieht bis zum Zeller See und ahnt deshalb schon wie lange der Abstieg bis ins Tal so ungefähr dauern wird. Wir freuen uns darauf. Kurz vor Zell am See biegen wir links ab ins Pinzgau. Die schnelle Strasse begleitet uns und andere rasch bis zur Gerlosstrasse, vorbei an den Krimmler Wasserfällen. Ein bis zwei Halte sind eingeplant um Erinnerungen zu machen. Schon sind wir beim absteigen ins Zillertal und beschäftigt den Kurven auf einer idealen Linie zu folgen. Das Inntal ist verkehrsmässig und hitzetechnisch eine Herausforderung. Wir sind echt froh als wir unsere Töff's in der Garage unserer Unterkunft auf die Ständer hieven können. Duschen, ausruhen und uns zum Essen treffen, sind die nächste Programmpunkte die wir abhaken wollen.


Tag 14: Das zweitletzte Frühstück der Tour geniessen wir wieder im Tirol. Heute fahren wir eine Rundtour die uns durch märchenhafte Töffreviere führen wird. Strassen die polizeilich und politisch bei uns Töfflern hohe Wellen werfen. Alle zu lauten Motorräder, werden erbarmungslos aus den lärmbelasteten Gebieten verbannt, um den Einheimischen wieder Wochenende zu zu schenken, die auch erholsam sein dürfen. Sie geniessen meinen Zuspruch. Und so ganz nebenbei glänzt die Hektik verbreitende Knieschleiferfraktion heute mit Abwesenheit. Ich hatte das Hahntennjoch wirklich noch nie, ohne Verkehr von Imst bis zur Passhöhe und noch weiter, einfach für mich allein. Unwiderstehlich schön!! Wir biegen bald nach rechts Richtung Namlos ab und nach weiteren einsamen Kilometern, müssen wir wohl oder übel wieder in die Fernstein-Strasse einbiegen. Bis wir die passende Lücke im wälzenden Verkehr entdecken, dauert es ganz schön lange. Es gelingt uns mit unendlich viel Geduld, uns ordentlich in die Blechlawine nach Garmisch einzureihen. Wir machen einen kurzen Stopp beim Partenkirchener Olympiastadion, bestaunen kurz die Sprungschanzen und den Mut der Skispringer, die sich auf ihren Latten dem herausfordernden Wettbewerb stellen wollen. Etwas später befahren wir wieder österreichische Strassen und kurven durch eine grüne Hochebene die von eindrücklichen Bergketten beschützt wird. Um ins Inntal abzusteigen tauchen wir über ein paar Serpentinen in die Hitze und den Verkehr auf dem Talboden. Nur kurz zwar, aber trotzdem sind die paar Minuten herausfordernd und zwingen uns zu einer raschen Drink- und Pinkelpause. Dreissig Kilometer später umarmt uns unsere Unterkunft und lädt uns zu einer erfrischend Dusche, einem kühlen Bier und einem feinen Nachtmahl.


Tag 15: Wir sitzen beim Zmorge. Das letzte Mal als verschworene Gemeinschaft. Wir gucken etwas besorgt gegen Westen. Dort braut sich was dunkles zusammen. Wir erinnern uns, wir hatten auf dieser Tour noch nie Regen!! mit Ausnahme der vielleicht vier Minuten, als uns ein Platzregen kurz vor Wien, auf dem falschen Fuss erwischt hat. Wir tragen diese Erinnerung als willkommene Abkühlung in unseren Gedanken. Heute allerdings, könnte es anders kommen. Wir schnallen alles vorsichtig am Töff fest, die Regenhäute verstauen wir nicht zu tief und fahren noch sonnig begleitet langsam dem Arlbergpass zu. Wir lernen schnell, je höher desto kühler, aber immer noch trocken. Eigentlich wollten wir kurz nach dem Arlberg, rechts nach Lech abbiegen. Dort war es aber schon mordorianisch finster und wir sind der Meinung, dass wir besser aufgehoben sind wenn rasch nach Feldkirch fahren. Es fängt an zu Tröpfeln. Intensiver und stärker. Wir halten unter dem ausladenden Dach einer Tankstelle, hüllen uns in unsere Plastikmontur und verabschieden uns, damit jeder die Heimfahrt nach seiner Wahl unter die Räder nehmen kann. Tja, was soll man zur Zweiten grossen Superb! Österreichtour 2020 nur sagen wollen? Es war echt schön!