Eh ja, Tag Eins beginnt wie viele Superb Abenteuer erst am Abend. Und zwar am Verladebahnhof der ÖBB in Feldkirch. Diesmal mit Ziel Graz, also ganz Nahe der Slowenischen Grenze. Durch die Schweiz begleiteten uns graue Wolken die die sich drohend über uns zu immer neuen Gebilden auftürmten. Kurz nach Rapperswil hatten sie ihre Stellungen bezogen und griffen mit sintflutartigen Wolkenbrüchen an. In der Schlafkabine hingen nun unsere nassen Klamotten und versuchten verzweifelt trocken zu werden. Nicht allen Stücken gelang das. Was soll, wenigsten war das Bett trocken und es hudelte durch die Nacht auch nicht ganz so arg. Also betteten wir unsere vollen Bäuche bequem auf die Pritsche und dösten uns durch eine nasse Nacht nach Graz.
Tag zwei begann grau und wolkenverhangen aber immerhin trocken. Frühstück gabs im Zug und man staune, mit heissem Kaffee. Das war in der Vergangenheit, liebe ÖBB ja nicht immer der Fall. Gut gemacht! Nach den ersten Infos fährt die kleine Töffgäng nach Süden. Nicht auf den schnellsten Strassen, versteht sich von selbst. Eines, dieser Asphaltbänder hat uns genial eigestimmt auf das was diese Woche auf uns wartet. Zu Beginn begleitet uns ein lustiger Bach, der sich wie unter Bauchschmerzen nach rechts und links windet. Dann steigt das Strässchen behände an und schmiegt sich durch einen dunklen Wald ängstlich an die Bergflanke. Je näher wir der Grenze zu Slowenien kommen, werden die die Richtungswechsel wilder und steiler. Aber das Wetterhält. Auf dem Sattel, es ist dort oben doch etwas frisch, bunkern wir Süssigkeiten und genügend Kaffee. Wir fahren Richtung Tal. Also nicht so richtig. Weil es immer wieder rauf und runter geht. Mal sanft, dann wieder wild und ungezähmt aber immer in wundervoller Natur. Wir fahren und geniessen deshalb auch die von Superb angebotene Zusatzschleife. Vielleicht war das ein Fehler. Denn wir geraten wieder in einen Starkregen und unsere Töffkleider haben sich, bis wir unsere Töffs bei der Unterkunft auf den Ständer stellen konnten, wieder wie ein Schwamm vollgesogen. Unser Gastgeber hat angeboten, alle triefenden Dinger im Heizungskeller aufzuhängen. Was für ein Service! Ab unter eine heisse Dusche, sich in trockene Kleider hüllen und sich zur Lieferpizza setzen. Ein, zwei Bier dazu und die fröhliche Welt hat uns wieder. Die letzten zwei Stunden waren wirklich ein Murks. Aber solche Töfffahrenden wie in dieser Runde, wünscht sich wohl jeder Tourguide. Ich denke da wächst ein tolles Grüppchen zusammen. Das wiederum führt mich zu einem freudigen Guet Nacht.
Drei grosse Überraschungen begrüssen uns zu Beginn von Tag drei. Erstens, ein tolles Frühstück, freundlich serviert, das uns wunschlos in den Tag starten lässt. Zweitens, trockene und warme Töffmonturen, in die man sich genüsslich einwickelt und ein Wetter das ideal scheint nicht gleich wieder bis auf die Haut nass zu werden. Slowenien betört in einer Rundtour von und nach Ljubljana. Und wie! Raus aus der Stadt schwimmen wir im Morgenverkehr mit. Der lichtet sich allmählich und beim ersten Abzweiger, weg von der Hauptverkehrsroute wird es wieder richtig einsam. Schmale und gut unterhaltene Strässchen, laden zu flüssigem Fahren ein. Es scheint dass hier im Grünen Autos noch gänzlich unbekannt sind. Ab und zu begegnet uns zwar eines, macht freundlich Platz und lässt Slowenien endgültig zum Töffparadies reifen. An einer Baustelle mit Ampel, warten wir dann doch etwas lange und sind froh, nach dem Baustellenbereich, kräftiger am Quirl zu drehen. Selten klettert die Nadel gegen hundert. Es dreht zu arg nach links und rechts und wieder zurück. Wir zeichnen saubere Linien auf den Asphalt und verlieren uns in himmlischen Glücksgefühlen. So könnte sich das Paradies anfühlen. Blinker setzen und links abbiegen wäre geplant gewesen. Das Strässchen, dass aus seinem Versteck hervorlugte aber, zwingt uns auf dem Asphalt zu bleiben. Also kurzerhand unsere Töffs unter dunklem Tannengrün gewendet und dieselbe Strasse nochmals erfahren. Also echt, ich stelle mir lebhaft vor, dass es schlimmeres gibt, als dieselbe Kurvenorgie nochmals zu erfahren. Ein wenig umplanen müssen wir schon. So schleicht sich ein kleines Schottersträsschen in die Tour, die sogar unsere dicke Triumph mit Bravour meistert. Weil es nun schon etwas spät wird und wir unbedingt im Kern von Ljubljana spazieren wollen kürzen wir etwas ab und sind bald wieder auf Hauptstrassen. Leider lernen wir da verkappte, vorpupertäre Halbwüchsige in getunten Golf's, BMW's kennen, die keinen Schimmer, von doppelt ausgezogenen Sicherheitslinien und Überholverboten. Wir halten gesund vor unserem Schlafhaus , diskutieren angeregt über die Kleinschnäbbeler und vergessen alles fragwürdige im wunderschönen Ljubljana. Nach einem üppigen und feinen Essen, sagt das Bett freundlich Salü und führt uns zügig ins Land der Träume. Guet Nacht.
Der Süden wartet. Tag vier zeigt uns, dass Slowenien etwas hat, was die Schweiz nicht zu bieten hat. Einen Meerzugang nämlich. und wohl weil Sonne und Süden untrennbar miteinander verbunden scheinen, strahlt uns das mächtige Tagesgestirn wohlwollend ins Gesicht. Das Zmorge war so toll wie gestern Morgen. Mit vollen Bäuchen wippen wir unsere Hintern in die bequemste Lage und zirkeln uns um Ljubljana herum zu den Strassen die viele Kurven versprechen. Tatsächlich verlieren wir uns ein paar dutzend Kilometer weiter in einem endlos hin und her Schwingen, auf so exzellenten und schnellen Strassen, dass unaufhörlich Glückshormone fliessen. So mit Emotionen geflutet wird fast jeder Stopp zu einem muss. Auch wenn er sich in jeder Hinsicht lohnen sollte. Also setzen wir den Blinker, wedeln etwas langsamer auf nunmehr einem schmaleren Verkehrsstreifen, der Felsenburg von Predjama entgegen. Die Nachsaison sei Dank, dass der grosse Parkplatz fast leer ist und der Besucherstrom leicht überschaubar bleibt. Wir gucken uns interessiert um, schiessen die nötigen Beweisfotos, dass wir wirklich hier waren und finden uns zu einem Kaffee (oder Tee, gell Roland) auf der Terrasse ein. Eine zweite Sehenswürdigkeit wartet, auf unserem Weg gen Süden, geduldig auf unseren Besuch. Ein unterirdischer Canyon. Für mich persönlich das Eindrücklichste was mir in den letzten Jahren zu Besichtigungen angeboten wurde. In mächtigen Höhlen gurgelt und rauscht in der Tiefe der Fluss mit Namen Fluss. Auf beleuchteten Fusswegen und auf einer Brücke, die aus Herr der Ringe entlehnt sein dürfte, sind wir rund eineinhalb Stunden in der imposanten Unterwelt zu Besuch. Danach hat uns die Oberwelt, mit unvergesslichen Erinnerungen gefüttert, wieder. Kurz dem Magen dasselbe antun und schon kurven unsere Töffs weiter bis ans Mittelmeer. Unsere Unterkunft hat aber keine Buchung. Scheibe! Es stellt sich etwas später dann aber heraus, dass sie doch eine hat, aber erst für nächstes Jahr. Ich Vollpfosten! Freundlich offeriert uns die Besitzerin die nötigen Zimmer und wir können uns gemütlich einrichten. Etwas später bringt uns ein Taxi nach Piran. Ein schmuckes Fischerstädtchen am Meer. Touristisch herausgeputzt und überschaubar bevölkert, lassen wir es uns gutgehen. Unser Taxi bringt uns später zu unseren Betten, die schon ungeduldig auf uns warten. Guet Nacht.
Tag fünf, wurde als Ruhetag geplant. Wir frühstücken also etwas später, aber bestimmt nicht weniger. Sitzen dann gemütlich auf unsere Töffs und fahren nach Koper, einem hübschen Städtchen am Meer, mit einer pittoresken Altstadt, um zu flanieren. Wir parken unsere Töffs und schreiten durch ein altes gemauertes Tor in eine andere Zeit. Eigentlich könnten wir auch in Italien sein, wenn Shops, Hinweise und Läden nicht mit dieser fremden Sprache beschriftet wären. Die Nähe zu Italien, dass nur ein paar Kilometer nördlich beginnt, lässt sich aber nicht leugnen. Die Altstadt will zu Fuss entdeckt werden. Enge Gässchen wechseln sich mit Plätzen und historischen Gebäuden ab. Viele Souveniershops, beweisen, dass sich in Koper, in der Hauptsaison massive Besucherströme ergiessen. Heute, Gott sei Dank nicht. Wir schlendern zum Hafen und schauen beim Entladen von Conainerschiffen zu, die allesamt Waren aus China im Bauch haben. Dann setzen wir uns in ein gemütliches Kaffee und spionieren Fussgänger und andere Gäste aus. Wir kehren später zu unseren Töffs zurück und weil der Nachmittag noch jung ist, kurven wir uns durch das unberührte Hinterland, zu unserer Unterkunft zurück. Das Restaurant, das uns zu einem genialen Abendessen verführt, liegt in gemütlicher Gehdistanz. Also darfs heute auch ein Bier mehr sein. So köstlich mit allerlei leckerem gefüllt, erwartet unsere müden Bäuche ein weiches Bett und ruckzuck zackzack, schlummern wir im Tal der Träume. Guet Nacht.
Der Morgen reicht uns die Hand und zieht uns aus einem tiefen Schlaf. Der erste Blick, im Tag sechs, aus dem Fenster ist nicht sehr ermutigend und lässt uns vermuten, dass heute das Regenkombi das wichtigste Kleidungsstück sein wird. Wir überlegen uns wie wir die heutige Etappe planen wollen. Die weissen Lippizanerrössli lassen wir als erstes links liegen. He ja, wir sitzen ja selbst auf feurigen Pferdchen. dann streichen wir unzählige Kurven und Strässchen aus der Route und zu guter letzt einigen wir uns auf ein paar dutzend Autobahnkilometer. Übers Handy buchen wir die Vignette, ruhen noch etwas aus, schlüpfen in die Gummihäute und entern die Autobahn Richtung Norden. Ein halbe Stunde später, kriecht die Nässe unter der Regenkombi an alle möglichen und unmöglichen Körperteile und setzt sich ungemütlich fest. Wir sind aber nur zwei Stunden auf dem Töff und können so am frühen Nachmittag unsere Unterkunft in Bled beziehen. Raus aus dem nassen Zeug und ab unter die heisse Dusche. Danach alles fein säuberlich zum trocknen aufhängen, in die Bettdecke einkuscheln und warten bis sich der Hunger meldet. Der lässt nicht lange auf sich warten und so schlendern wir unter Regenschirmen bald zu unserem Restaurant. Eine freundliche Bedienung fragt nach unseren Wünschen und bringt das Bestellte frisch und dampfend auf den Tisch. Wir versöhnen uns beim leckeren Essen mit dem Tag und insbesondere mit dem Wetter und lassen unsere Stimmung unbeschwerter fliegen. Kurze Zeit später liegen wir mit einem Lächeln im Bett und freuen uns auf einen guten und erholsamen Schlaf. Guet Nacht.
Die Hoffnung stirbt zuletzt, lautet ein altes Sprichwort. Heute können wir ergänzen: "aber sie stirbt". Tag sieben beginnt so nass und unfreundlich wie gestern. Einziger, nicht unwesentlicher Unterschied, es regnet hochmotiviert in Strömen. Auch heute sitzen wir nach einem feudalen Zmorge etwas später auf dem Bock. Auch heute kürzen wir ab. Vrsicpass und Mangart sind geplant. Aber da man da oben wegen dem grauverhangenen Firmament nichts sieht, lassen wir beide aus. Auf dem Talboden fährt es sich trotz Verkehr etwas gelassener und wir fressen fleissig Kilometer. Stetig gen Westen, fahren wir, weil wir fahren müssen. Dem Schnee weichen wir auf den ersten beiden Höhen knapp aus. Beim Aufstieg nach Sexten, wird es aber eng. Und tatsächlich flockt es weiss auf einer Hocheebene und beim ersten Abstieg bis in den Wintersportort hinein, willes nicht enden. Weil es zunehmend schwieriger wird am Lenker Knöpfe zu drücken. wärmen wir uns in einem schmucken Kaffee auf und heizen den Bauch von innen mit dampfendem Kaffee auf. Unser Ziel liegt noch rund vierzig Miloketer entfernt und die Motivation, nochmals die nassen und klammen Klamotten überzustreifen, entschwindet ins nirgendwo. Ich beschliesse im Hotel auf der anderen Strassenseite um Asyl anzufragen. Und tatsächlich erwecke ich bei den Besitzern das nötige Mitleid. Wir fahren nur fuffzig Meter auf die andere Strassenseite, stellen den Bock auf den Ständer und fliehen in unsere warmen Stuben. Nasses Zeug aufhängen, warm Duschen, im warmen Bett genüsslich Emotionen tanken und sich bereit machen zum Znacht, sind die nächsten Aufgaben auf unsere Tasklist. Alles erledigen wir motiviert und gekonnt. Nach einem himmlischen Znacht, erwartet uns ein trockenes Bett. Welch eine Wohltat. Guet Nacht.
Tag Acht markiert das Ende der Superb Slowenientour. Der letzte Tag zeigt sich recht versöhnlich. Kein Schnee, nicht einmal Regen und die Sonne kämpft sich mächtig durch graue Wolken. Die Strassen sind trocken. Irgendwie ist aber die Luft raus und das Timmelsjoch kann uns gestohlen bleiben. Es ist ja auch unsicher ob wir ohne Ketten rübergelassen werden. also ausweichroute über den Brenner und dann über den Arlberg und so rasch wie möglich nach Hause. Und weil alle irgendwo anders zu Hause sind, lösen wir die Gemeinschaft der fünf Slowenienreisenden schon in Sexten auf. Roland dampft sich auf seiner Triumpf als erster in die Schweiz. Christoph und Mischa starten als letzte und sind sogar etwas vor Sabine und Roger zu Hause. Alle gesund angekommen ist ein wichtiges Ziel der Superb Abenteuer und das wurde, Gott sei Dank, auch diesmal erfüllt. An was werden wir uns wohl am Meisten erinnern? Ist es der Schnee, der Regen oder die Kälte. Die haben uns tatsächlich oft begleitet und über die werden wir viel und oft zu erzählen haben. Aber Slowenien selbst, entpuppte sich als Paradies für Motorradler. Stille Strassen Rauf auf Kreten, an Talhängen entlang und durch tiefe Schluchten, all das bietet Slowenien zu Hauf. Von den Karawanken bis zum Mittelmeer reihen sich Architektur, Botanik und Sehenswürdigkeiten an den Strassen wie Perlen auf einer Kette. Und eines ist absolut sicher, Slowenien ist mehr als eine Reise wert. Deshalb hier der Link zur Superb Slowenientour 2025.