Superb! Italientour 2022

Vor dem ersten Tag steigt die Herzfrequenz und die Hektik.  Das wird alles ganz anders wenn wir Morgen auf dem Töff Richtung Süden fahren. Superb! und ein kleines Grüppchen Geniesser und Abenteurer. Bald begrüssen uns das Piemont, Ligurien und der zauberhafte Apennin. Erfahrbar durch träumende Dörfchen, einsame Strassen und einer wundervollen Natur. Verwöhnen lassen wir uns von bester italienischer Gastfreundschaft und einem Essen in dem man baden möchte. Vielleicht möchtest du ebensolches erleben?

Für diese Tour bist du leider schon zu spät. Es sind aber noch Superb! Touren buchbar. Oder du begleitest uns auf unserem Tourblog durch unsere Erlebnisse. Herzlich willkommen dazu. Morgen Abend solltest du schon mittendrin sein statt nur daneben.


18. Mai, Tag eins: Ein erreignisreicher Tag zieht sich die Bettdecke bis unters Kinn und schnarcht sich durch eine ruhige Nacht. Zum Start der Superb! Italientour sassen wir gemütlich bei Kafi und Gipfeli, als wachsame Augen bemerkten dass einer unserer Töffs Kühlwasser entsorgte. Sechs stramme Zylinder mögen es aber nicht, wenn sie nicht mit kühlender Flüssigkeit umspült werden. Also werden wir, bei einem grossen Töffhändler, auf dem Weg nach Italien, vorstellig. Loch im Kühler lautet die fachmänische Diagnose. Unseren vierten Member wollen wir partout nicht zurücklassen und so sucht er sich einen Miettöff nach seinem Gusto aus. Gar nicht so einfach. Denn erstens muss die Maschine genügend Stauraum für Gepäck bieten und zweitens eine Sitzposition, bei der man die Knie nicht hinter den Ohren einhaken kann. Zwei Stunden später sind wir wieder "on se Road". Ein kurzer Halt am Simplon, bei dem der ganze Verkehr den wir zügig überholt haben, an uns vorbei ins Tal absteigt, macht wieder Fit um das Spielchen bis nach Italien nochmals zu wiederholen. Es zieht sich vom Simplon bis an den Langensee, doch noch recht. Da sind wir echt froh, für rund 80 flotte Kilometer, die Autobahn zu bemühen. Auch wenn sie etwas kostet. Das Wetter ist den ganzen Tag hindurch trocken, sonnig und warm. Und so soll es die nächsten Tage tatsächlich auch bleiben. Diese Aussichten verlangen eine erfrischende Dusche, die alle Lebensgeister bis in denn kleinen Zeh belebt. So erfrischt, finden wir uns zum Znacht an unserem Tisch ein und füllen uns die Bäuche mit allerlei Köstlichkeiten. V0lle Bäuche machen gnadenlos müde.  Mal schauen welche Stellung sich am Besten eignet, in einen tiefen Schlaf zu versinken. Guet Nacht!


19. Mai, Tag zwei: Wo bringt man ein üppiges Frühstück unter, wenn im Magen noch das gestrige Znacht verdaut wird. Kaffee muss sein und die restlichen Köstlichkeiten zum Zmorge lasse ich achtlos und wehmütig liegen. Bald darauf kurven wir durch ein hügeliges und liebliches Piemont und lassen uns verzaubern von der hügeligen Landschaft, die sich hinter jeder Biegung wieder anders zeigt. Barbaresco, Unicef Kulturdenkmal, empfängt uns zu einem kurzen Besuch im schmuck hergerichteten alten Dorfteil. Die nächste Etapppe führt uns an Barolo vorbei, und noch ein paar Kilometer weiter machen wir eine lauschige Pause auf einer schattigen Terrasse. Danach will mein Navi nicht mehr. Ich trenne es kurz vom Akku und es tut wieder, hat sich aber massiv in der Routenplanung verrechnet. Bis zum Ziel sind es nurmehr ein paar Kilometer. Schon etwas früh, um in der nächsten Unterkunft die Beine unter den Tisch zu strecken. Und Hunger hatte ich immer noch nicht. Also fahre wir noch ein paar unbekannte Schwenker, verpassen aber Novi Ligure und checken deshalb etwas früher in unserem Agritourismo ein. Auch schön, wenn es vor der erfrischenden Dusche noch zu einem Stiefelbier reicht. Und was es da alles zu hören und erzählen gibt, würde bestimmt mehrere Bücher füllen. Diese wären auch in keinster Weise langweilig. Beim Znacht werden wir mit verschiedenen Antipastiplatten verwöhnt und greifen herzhaft zu. Sie leeren sich aber nicht alle und auch nicht ganz. Wir lehnen uns satt und zufrieden zurück und schaffen so ordentlich Platz für den verdauenden Magen, der gleich mit seiner Arbeit beginnt, als Madame noch die Hauptspeise aufträgt. Da fragt man sich doch zu recht, wo tue ich bloss das Dessert hin. Man sieht sich überhäuft mit Problemen die nicht einfach zu lösen sind. Vielleicht schafft das ja ein gesunder und tiefer Schlaf? Auf alle Fälle ist es einen Versuch wert. Guet Nacht.


20. Mai, Tag drei: Schnell lernen wir, dass das Zmorge die Mägen genau so arg füllt wie das Nachtessen. Verpflegung durch den Tag ist kaum nötig. Ausser eben viel zu trinken, und den daraus resultierenden und nötig werdenden Halten, um getankte Getränke wieder los zu werden.  Als wir wieder auf unseren Töffs Kurven geniessen, wird uns schnell klar, dass eine gerade Linie, die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten, gerade im Apennin, in Italien recht unbekannt zu sein scheint. Wie sagt doch Joachim so treffend: ich fahre ja schon lange Töff, aber so viele Kurven an einem Tag, habe ich noch nie erfahren dürfen. Wir fahren also vom Piemont, mit seinen Haselnüssen, Kirschen und Trüffeln, dem berühmten Wein und den pitoresken Hügelstädtchen, hinter Tortona in den Apennin, nach Ligurien. Die Strässchen werden schmaler und einsamer. Manchmal streifen wir schlafende Dörfer. Einige sind mit viel Können an die bewaldeten Hänge geklebt worden und beobachten unsere Durchfahrt aus der Dronensicht. Oft begleiten uns Bäche, die sich windend den geologischen Gegebenheiten anpassen wollen. Und manchmal eben nicht, und so der Strassen die uns begleiten, einen ähnlich wilden Lauf aufzwingen. Uns Töfflern kann nun echt nichts besseres passieren. Als wir in der Nähe von Pontremoli unser Agritourismo finden und plaudernd und diskutierend beim Stiefelbier sitzen, wird uns schnell klar: Das heutige Kurveninferno war echt der Hammer. Unser Wirt erklärt uns leicht euphorisch, dass wir nun in der Toskana sind. Zumindest dem ersten Dorf davon, von Norden her kommend. Heute essen wir also ein Gericht zu Abend, dass typisch ist für diese Gegend und es sonst nirgends gibt. Auf der ganzen Welt nicht! Ausser in Turin, weil des Wirtes Bruder dort ein Restaurant betreibt. Ja dann wollen wir mal. Es riecht nämlich gut. Guet Nacht.


21. Mai, Tag vier: Wir frühstücken draussen auf der Terrasse. Kauen sinnierend auf unseren Brötchen, diskutieren mal mit oder hören nur zu und lassen den Blick weit in die Ferne schweifen. Dort stehen ein paar markante Gipfel, etwas abseits des Höhenzuges des Apennin, und recken ihre Spitzen majestätisch und trutzig in den frühen Morgenhimmel. Die Alpe Apuana erklimmen wir genau heute. Den Gestern, tat dies der ganze Tross des Giro und es wäre für uns kein durchkommen gewesen. Eine kurze Autobahnfahrt bringt uns rasch zum nächsten kurvigen Strässchen. Der Belag ist eine echte Herausforderung und könnte ebenfalls auf einer Hauptverkehrsachse in Moldawien auf einer Strasse liegen. Aber das schmale, graue Asphaltbändchen schraubt sich so zügig und stetig unter einem dichten Blätterdach in die Höhe, als wenn es einen Wettbewerb gewinnen wollte. Etwas später ahnen wir warum. Es will uns überraschen. Und das gelingt im doch tatsächlich und das äusserst spektakulär. Enden tut es auf einer baumlosen Krete und zeigt uns den Ausblick aufs Ligurische Meer. Ein unbedingter Halt um Fotos zu schiessen. Dann verlieren wir rasch an Höhe und streifen ein paar lebhafte Städtchen, ungefähr auf Meereshöhe. Und da stehen wir nun:  An einem Schild mit etwas Text und einem grossen Verbotssignet. Zwei italienische Töffler gestikulieren, mit Händen und Füssen, hektisch davor und als uns ein Radler und die Töffler ermuntern, dass wir Zweiradler nur zufahren sollen, keimt in uns die Abenteuerlust. Wir erklimmen, in einer traumhaften Gegend Höhenmeter um Höhenmeter und werden hinter jeder Kurve und davon gibt es viele, wieder mit einem neuen, atemberaubenden Panorama belohnt. Riesige Furchen werden in die blanken Berghänge geschlagen und der weisse Carraramarmor, der abgebaut wird, in die ganze Welt verschifft. Bei der nächsten Pause, kurz hinter der Passhöhe, erklärt uns der Wirt, weshalb wir trotz Fahrverbot fahren dürfen. Eigentlich, meint er, es sei ein tatsächliches Fahrverbot, aber es ist mit einem italienischen Handling versehen. Er lächelt verschmitzt. Es ist ein offizielles Fahrverbot, aber niemand wird gebüsst, wenn er sich nicht daran hält. Das finde ich jetzt nicht mal so schlecht. Die heutige Etappe ist lang. Und so bemühen wir uns konzentriert zu bleiben und heil in unserer Unterkunft anzukommen.  Diese liegt idyllisch auf einer Anhöhe, in der Nähe von Florenz. Die historische Altstadt wollen wir Morgen besuchen. Deshalb ist uns das kräftige Abendessen nicht nur Genuss sondern auch Wissen über aufgestockte Reserven für lange Spaziergänge. Und der erholsame Schlaf lässt uns Florenz bestimmt mit wachen Sinnen erleben. Guet Nacht!


22. Mai, Tag fünf: Florenz! Was gibt es über eine Stadt schon zu erzählen? Keine Ahnung, eigentlich. Ich kenne weder die Geschichte hinter Florenz oder der Medici, die eng mit dem Werdegang von Florenz verwoben scheint, noch was die Stadt sonst so zu bieten hat. Dass wir aber einen Besuch unbedingt einplanen wollten, lässt doch viel erahnen. Florenz ist magisch! Von den imposanten Bauten aus alter Zeit, über das spezielle südländische Flair und den Besucherstrom aus aller Welt, betört uns Florenz mit allem bekannten und unbekannten das es zu bieten hat. Aber besonders mit dem Dom! Und wenn die müden Füsse nach einer Pause verlangen, sitzt es sich in einem Strassenkaffee am Besten. Neugierig blickt man über den Tassenrand und beobachtet was das Zeug hält. So tankt man viele Bilder um Abends am Tisch genügend Gesprächsstoff bereit zu haben. Während, oder nach dem Essen, versteht sich. Unsere Zusamenfassung ist schnell gemacht. Florenz ist unbedingt mehr als eine Reise wert. Guet Nacht.


23. Mai, Tag sechs: Eine Etappe wie keine Zweite wurde uns für heute, im ausgiebigen Programmheft versprochen. Nach dem, wie gewohnt reichlichen Zmorge, sitzen wir also erwartungsschwanger in unseren Sätteln. Es ist ja nicht so, dass wir bis hierher grad wenige Kurven erfahren hätten. Landschaft, Essen und Gastlichkeit erleben wir auch so schon auf einem hohen Niveau. Was es da noch zu toppen gibt? Vielleicht, dass wir haarscharf bei der Rennstrecke Mugello vorbeischrammen? Erstaunlich wie dornröschenhaft schlafend sich eine Rennstrecke präsentieren kann, wenn man bedenkt, dass am nächsten Wochenende Bilder der MotoGP in alle Ecken der Welt versendet werden. Uns ist das grad Hans was Heiri, denn wir fahren und geniessen einfach weiter. Auf tadellosen Strassen begegnen wir, durch den einsamen Apennin, kaum einem Auto. Und wenn doch, macht es meist freundlich Platz und lässt uns passieren. Wir kurven mal auf zügigen Höhen, tauchen hinab in dunkle Wälder und begleiten kleine Bäche auf ihrem engen Weg zum Meer. Wir verlassen sie aber rechtzeitig um uns gleich darauf wieder in die Höhe zu schrauben. Das Meer sehen wir heute nicht einmal aus der Ferne. Und ganz ehrlich, was wollen wir auch dort? Uns lockt und verwöhnt der Apennin auf das Beste. Nach einer leckeren und kühlen Gelati, wissen wir, es dauert nicht mehr lange bis zu unserem Agritourismo. Wir scarven noch über den letzten bewaldeten Pass und und hätten fast ein unvorsichtiges Reh zum Nachtessen erlegt. Dann verfahren wir uns auf der Zufahrt zur Unterkunft ganz grässlich. Meistern diese Situation aber bravurös und als wir dann wieder beim Stiefelbier sitzen und weit ins Tal schauen können, wissen wir, dass sich dieser Tag echt gelohnt hat. Guet Nacht! 


24. Mai, Tag sieben: Ich liebe Frühstücken. Besonders in der Toskana. Viele verschiedene Geschmäcker und Farben locken zum Buffet. Und spätestens nach dem zweiten Kafffee ist die Welt einfach in Ordnung. Heute kommts sogar noch besser. Wir fahren etliche Kilometer auf Wegen die wir schon bei der Hinfahrt gekreuzt haben. Und schiessen Fotos wie die Wilden, weil  wir das alles bei der Hinfahrt sträflich vergessen haben. Eine Zypressenallee die aus "Gladiator" entlehnt sein könnte, zum Beispiel. Aber nicht zu lange bitte. Denn immerhin lauern auf uns noch satte 300 Kilometer, die gefahren und erlebt sein müssen. Kilometer die nicht immer einfach zu fahren sind. Enge Kurven die recht streng anziehen sind für Fahrneulinge wohl zu herausfordernd. Für uns alte Hasen passt es aber schon. Und immer wenn es die Fahrt erlaubt staunt der Rundumblick, über die endlosen Wälder, Hügel und Bergkämme des Apennin.  Man versteht recht schnell weshalb wir in Bären- und Wolfsland unterwegs sein müssen. Hier kann ungehindert gejagt und gelebt werden. Die Strasse verlangt vermehrt nach Aufmerksamkeit. Endlose Kurven begleiten uns in unterschiedlichsten Varianten über  Höhen und Täler. Tun dies mal mit einem flickenfreien Belag und dann wieder mit Sequenzen die rumpeln und poltern. Die Zufahrt zu unserem Agritourismo ist voll asphaltiert und torpediert jegliche Abenteuerromantik und Herausforderung gleich in denn Anfängen. Ein hübsches Ensemble mit alten Steinhäusern wird unser Zuhause für die folgenden zwei Nächte. Bevor es aber zur Disziplin Matratzenhorchen geht, lassen wir uns mit allem was aus der Küche an unseren Tisch geliefert wird, aufs trefflichste Verwöhnen. Guet Nacht.  


25. Mai, Tag acht: Chris erläutert uns zum Zmorge, wie wir am einfachsten und effizientesten die Cinque Terre besuchen können. Von Pontremoli mit unseren Töffs in rund zwei Stunden nach Levanto. Dort die Reitgeräte beim Bahnhof parkieren und ausruhen lassen und die Tickets für den Nationalpark einkaufen. Damit ausgerüstet, können wir den Cinque Terre Express rauf und runter fahren und an jedem Ort raus oder wieder rein hüpfen. Einfach genial. Das Tun wir dann auch. Aber erst nachdem die Lösch- und Aufräumarbeiten, soweit beendet werden konnten und der Zugverkehr wieder Normalität gewann. Ein Lokbrand in La Spezia nämlich, hat uns tüchtig eingebremst und den regulären Fahrplan gehörig durcheinander gebracht.  Doch etwas später verlangen die farbigen und pitoresken Fischerdörfer von uns geradezu so oft und aus unterschiedlichsten Blickwinkeln fotografiert zu werden. Die Bahnlinie, entlang der Küste wird oft von Tunnels verschluckt. So ist ein kurzer Spaziergang durch die fünf Dörfer ein wahrer Genuss. Der lässt sich nur noch mit einem Besuch in einem Strassenkaffee toppen. So gegen sechs Uhr, stemmen wir unsere gelangweilten, aber ausgeruhten Töffs vom Ständer. Wir schrauben uns wieder in die Höhe und wollten die Strasse oberhalb der Dörfer fahren. Leider hat uns ein unmotiviert auf der Strasse lehnendes Schild mit der Mitteilung: Strasse geschlossen, zur Umkehr genötigt. So sind wir wieder auf Nebenstrassen unterwegs, die uns zur nächsten Autobahnauffahrt begleiten. Zuerst folgen wir rasch den Schildern nach Livorno um nur ein paar Hundert Meter weiter den Blinker nach Parma zu setzen. Und jetzt wird doch ordentlich Gas gegeben. Schliesslich liegt der Start des Nachtessen schon bedrohlich Nahe. Bei Stiefelbier und ausgestreckten Beinen, tauschen wir unsere reichen Eindrücke nochmals untereinander aus. Wir sind enorm dankbar um und für einen so sportlichen Typen in unserer Gemeinschaft, wie unseren Joachim, der rasch die Gassen erklomm und dann noch kurz zur Marina abtauchte und überall Fotos auf sein Handy lud. Fotos die wir nun in aller Ruhe anschauen konnten. Bald darauf erfrischen wir uns unter der Dusche und finden uns zum Znacht ein. Guet Nacht!


26.Mai, Tag acht: Man könnte, wenn man denn wollte, unsere nächste Unterkunft in rund 40Kilometern erreichen. Getreu dem Motto von Superb, der Weg ist das Ziel, tun wir genau das nicht, sondern hängen noch ein paar Schlaufen an.  Erstaunlich, dass dem Apennin die Kurven nicht auszugehen scheinen. Ebenso das satte Grün und die menschenleeren Strassen. Heute könnten wir das erste Mal auf der Superb! Italientour, etwas Nass werden. Nachdem wir wieder ein paar kühle Pässe erobert haben und uns auf der raschen Vorbeifahrt von Torrechiara bezirzen liessen, werden die Strassen spürbar schneller. Allerdings weisen sie in eine Richtung die wettermässig dunkel und nass und daher eher ungünstig ausschaut. Also kürzen wir, nach einem kurzen Halt mit angeregter Diskussion, ungehemmt ab und wählen den Weg in mildere Wettergefilde. Tatsächlich werden wir  nur milde feucht und trocknen ebenso rasch. Schon schrauben wir uns wieder in die Höhe um ein paar Pässe kennenzulernen,bevor wir wieder in eine heisse Ebene absinken. 34 Grad Celsius zeigt das Thermometer gnadenlos. Der Fluss Taro begleitet uns mit seinem breiten Bett ein paar langweilige Kilometer und kühlt auch ein bisschen. Es wird darin fleissig gebaggert. Lastwagen fahren Steine, Kies, Sand und Erden, die der Taro von seinem Quellgebiet mitgebracht hat, auf Baustellen der näheren Umgebung. Wir biegen ab auf ein kleines unscheinbares Strässchen und folgen diesem wieder in die Höhe. Ein dichtes Blätterdach schützt vor der gleissenden Sonne und schon bald treffen wir in unserer Unterkunft ein. Ein paar Pferdchen begrüssen uns neugierig. Die Besitzer aber nicht. Ein medizinischer Notfall musste bearbeitet werden. Und so sind die Besitzer rund eine halbe Stunde nach uns eingetroffen. Wir haben die Zimmer sofort beziehen können und sassen mit knurrenden Mägen pünktlich am Tisch.  Die Diskussionen sind, wie immer sehr angeregt und das Essen himmlisch. Wieso ein geflügeltes Wort meint, dass Gott in Frankreich esse, bleibt mir ein Rätsel. Ich für meinen Teil ziehe genau jetzt Italien vor. Das Land verwöhnt uns in jeder Beziehung und lässt uns Töfffahren und Gastlichkeit bis in die hintersten Haarwurzeln spüren. Deshalb auch heute ein sattes guet Nacht.  


27. Mai, Tag neun: Das Zmorge heute, war etwas ungewohnt. Aber ein Brioche und einen Kaffee können wir locker auch unterwegs nachtanken. Und dieses Unterwegs, zeigte uns noch einmal alle Unterschiedlichkeiten des Apennin. Schmale und träumerische Strässchen mit einem grünen Blätterdach überdeckt und schnelle, gut ausgebaute Verkehrswege die mal hoch oben in die Bergflanke gehauen wurden um sich kurz darauf mit dem Fluss am Talgrund um die Wette zu winden. So macht Töfffahren einfach Spass. Man musste ordentlich aufpassen, dass die Pausen nicht dem hin- und herkurven zum Opfer fallen. Gott seis gedankt, dass unser Tourguide nicht mit einer grossen Blase gesegnet ist. Und wenn den schon regelmässig Wasser gelassen wurde, musste auch kräftig wieder nachgetankt werden. Besonders wenn das Thermometer gnadenlose vierunddreissig Grad anzeigt. Nach der Pause beim Passo del Penice, geht es in einen stetigen Sinkflug über. Und als wir rasch die Ebene des Po's mit seinen Reisfeldern queren, werden die Hügelzüge des Apennin, in unseren Rückspiegeln, kleiner und verschwinden bald ganz. Eine kurze Zeitlang ist der Horizont weit in die Ferne gerückt. Das beginnend Piemont, holt ihn mit seinen lieblichen Hügeln und den darauf thronenden, alten Dörfern wieder ganz nah herbei. Eigenartig, aber man fühlt sich im Piemont einfach wohl. Der Verkehr und vor allem das Verhalten einiger Teilnehmer darin, bilden die grosse Ausnahme. Abstand zwischen Fahrzeugen wird auf das absolute Minimum, rund zehn Zentimeter, reduziert. Tafeln zu den Tempolimiten und Überholverboten stehen eher zur Zierde am Strassenrand und wenn eine ausgezogene Sicherheitslinie, wie wir gelernt haben, tatsächlich eine Mauer wäre, führen geschätzte achtundneunzig Prozent der italienischen Fahrzeuge, mit massiv eingedellten Seiten umher. Item, wir retten uns in unsere Unterkunft und geniessen ein feudales Znacht, nach der erfrischenden Dusche und ein weiches Bett. Guet Nacht.


28. Mai, Tag zehn: Wir langen beim Frühstück nochmal ordentlich zu und starten in  der Nähe von Moncalvo, um gegen Abend zu Hause einzutreffen. Die paar letzte Kurven im Piemont fahren wir wehmütig, bevor uns die Autobahn nach Norden verschluckt und uns kurz vor dem Lago Maggiore wieder ausspuckt. Zeit für einen Kaffee und was kaltes. Es ist wieder locker über dreissig Grad warm. Nach der Pause orientieren wir uns an den Wegweisern nach Domodossola, was wir leicht umfahren und dem Namenszug Sempione. Der Grenzübertritt in die Heimat gestaltete sich reibungslos und die Passstrasse zum Simplon begleitet uns fast autobahnmässig bis zum Scheitelpunkt. Da schütten wir nochmals kräftig Koffein nach, damit es reicht bis ganz nach Hause. Wir fahren den Simplon runter bis an den Talboden der Rhone. Dort reihen wir uns ein Richtung Goppenstein zum Autoverlad nach Kandersteg, lösen ebenda unsere Tickets, fahren bis zum Zug vor und werden noch rasch in den Wagon reingewunken. Kaum steht der Töff auf dem Ständer rollt der Zug auch schon an. Da die Aussicht während der Bahnfahrt recht dürftig ist, quatschen wir uns kurz durch die vergangene Tour. Dann erscheint ein Licht am Ende des Tunnels und wir rollen Minuten später wieder auf der Strasse. Von Kandersteg nach Worb gehts ziemlich rasch. So findet die Superb! Italientour, Ausgabe 2022, anderthalb Stunden später, ihren krönenden Abschluss. Schön wars und doppelt schön dass sich die Tourmember entschliessen sich auch gleich für weitere Touren anzumelden. Superb! und die Kinder in Moldawien freuen sich drauf. Guet Nacht!