Superb! Albanientour 2022

Am Freitag den 1. Juli, treffen wir uns in Feldkirch zum neuen Superb! Abenteuer nach Albanien. Lust mitzufahren, aber vergessen anzumelden? Du kannst uns hautnah und trotzdem bequem, durch diesen Blog begleiten. Und wer weiss, vielleicht bist du ja nächstes Jahr in echt mit dabei, beim Superb! Albanienabenteuer.


2. Juli, Tag zwei: Was für ein fulminanter Start in das neue Superb! Abenteuer Albanientour 2022. In Graz angekommen, stehen wir noch etwas schläfrig, die Nacht im Zug war etwas holprig, bei den Entladerampen und warten müde bis unsere Töff's ausgefädelt sind. Kurz Instruktionen unseres Guides getankt und los geht es. Nach ein paar dutzend Kilometern könnte man meinen, wir haben uns ins Piemont verfahren. Eine liebliche Landschaft, mit sanften Hügeln, dunklen Wäldern und etlichen Weinbergen, lässt uns durch schmale Täler und weiten Kreten kurven. Schon bald verlassen wir Österreich und wissen uns in Slowenien, dass uns ähnlich beeindruckend begleitet. Unser Navi, dass sich überhaupt nicht dazu bewegen lässt, die eingegebene Route anzuzeigen, hat mit uns was eigenes im Sinn und meistert die Aufgabe exzellent. Fleissige Pausen helfen in der Hitze enorm einen einigermassen kühlen Kopf zu behalten. Trotzdem wird in einen Töff irrtümlich Diesel getankt. Wir haben aber rasch abgesaugt, frisch betankt und weil der Motor nicht gestartet wurde, gings hurtig, ohne Husten oder sonstwas, weiter Richtung Süden zu den Plitvicer Seen. Der Verkehr war noch grad knapp ertragbar und wir haben sogar eine extra Pause zusätzlich geschaltet. Am frühen Abend treffen wir in unserer hübschen Unterkunft ein. Wir ruhen Aus, duschen erfrischend und sitzen gleich darauf am Tisch. Es wird ein üppiges Znacht aufgetragen und gequatscht, dass sich die Balken biegen. Da wächst in den nächsten Wochen doch eine ganz geniale Gemeinschaft zusammen. Darau freu ich mich. Guet Nacht.


3. Juli, Tag drei: Heute werden wir sie sehen, die Adria. Und dies erst noch auf der Jadranska Magistrala, der Strasse, die am Meer entlang die Dörfer und Städte verbindet. Und  weil Küsten selten wie mit dem Lineal gezogen werden, gibt es weite und enge Kurven zuhauf. Mal dekoriert mit Steigungen dann  wieder ohne. Aber immer mit gewaltigen und märchenhaften Ausblicken auf das glasklare und tiefblaue Meer. Doch zurück zum Beginn. Da wartet nämlich ein feines Zmorgebuffet auf uns und danach unsere Töffs. Lange Zeit fahren wir auf raschen und erstaunlich griffigen Strassen gegen Süden. Die kahlen Felsenlandschaften erinnern stark an Mondgebirge. Mal garniert mit Zypressen und Sträuchern, oft aber einfach mit dürrem und gelbem Gras. Nicht wenige Bachbette führen überhaupt kein Wasser. Nur haufenweise Geröll verrät, dass darin früher mal Wasser in Richtung Meer floss. Reizvoll streift die fremde Gegend an uns vorbei und weckt in uns eine leise Begeisterung. Töfffahren pur eben. Etwas nach Split treffen wir auf hektischen Verkehr, reihen uns geduldig darin ein und sind sehr dankbar als wir in Omis auf den Parkplatz unerer Unterkunft einbiegen können. Wir stellen unsere Töffs auf den Seitenständer, entern unsere Zimmer, schalten die Erkondischen auf Turbo und spülen uns genüsslich den Dreck vom Body. Der Chef vermittelt uns einen gratis Transfer an ein romantisches Beizli mit Terrasse am Meer. Unsere Bedienung zeigt uns auf einer Platte frischen Fisch und empfiehlt den passenden Wein dazu. Ein Festschmaus mit einer tollen Tischgemeinschaft beschliesst einen wundervollen und unvergesslichen Abend. Guet Nacht.


4. Juli, Tag vier: Omis zu verlassen ist etwas schwierig. Es hat massig Verkehr, der mehr steht als rollt. Das allein ist nicht unbedingt das einzige Problem. Sondern die Temperatur, die in der ersten Morgenhälfte schon mit weit über Dreissig Grad angezeigt wird. Das heutige Maximum mit vierzig Grad wird uns allerdings erst am Nachmittag massiv plagen. Aber nun zurück zum Start, denn auch das heutige Frühstück ist gut und reichlich. Eine kurze und befreiende Fahrt später hat sie uns gefesselt, die Magistrale. Je tiefer wir gegen Süden kurven desto lichter wird der Verkehr. Nur an den Grenzübergängen stauen sich die Räderblechdosen und wir reihen uns schön in die Kolonne. Etwas neidisch sind wir schon, auf die summenden Klimaanlagen der Nachbarautos. Drei Grenzen passieren wir heute. Von HR, nach BIH, zurück nach HR und zuletzt rüber nach MNE. Dort hat ein freundlicher Zöllner, extra für uns, eine eigene quasi private, Spur geöffnet. Die schlechte Meinung über die Staatsbeamten, die sich nur unmerklich schneller als in Zeitlupe bewegen, hat sich komplett verflüchtigt. Dann folgen ein paar Kilometer durch lebhafte Dörfer und Orte, entlang der Küstenline bis zur nächsten Fähre. Rauf auf den Dampfer, eine kurze Überfahrt geniessen, runter vom Pott und dann auf einem schmalen Strässchen durch noch schmalere Dörfer und an verträumten Badeplätzen vorbei zu unserem Hotel. Das hat jetzt echt Spass gemacht. Auch hier lockt die Dusche unwiderstehlich während die Klimaanlage versucht, uns angenehme Temperaturen zu schaffen. Was haben wir üppig und gut getafelt. Mit vollen Bäuchen versuchen wir Schlaf zu finden. Ich glaube ich bin ihm schon auf der Spur. Guet Nacht.


5.Juli, Tag fünf: Nach dem Zmorge die kurzen Infos zum heutigen Tag. Nur hundertundsechzig Kilometer zu fahren? Kann das echt was sein? Oh ja. Wir starten auf einem schmalen Strässchen und tasten uns vorsichtig die paar Kilometer an den Rand von Kotor. Das ist schon recht geschäftig und stoppt uns vorderhand mit einem Stau. Nur dreihundert Meter zwar, aber immerhin. Dann steigen wir in Serpentinen ein, die uns innerhalb kurzer Zeit weit in die Höhe tragen. Tolle Aussichten fordern immer mal wieder einen Fotostopp. In einem Restaurant, dass mutig an den Felsen geklebt wurde sitzen wir auf einer schattigen Terrasse, geniessen die Kühle und die traumhaften Aussichten gleichermassen. Etwas später drehen wir auf der anschliessenden Hochebene etwas mutiger am Quirl. Die Strasse wird breiter und verwöhnt mit einem flickenfreien Belag. Eine altertümliche Stadt streifen wir nur am Rand und reihen uns in die Schnellstrasse nach Podgorica ein. Die betörende Landschaft versucht uns immer wieder den Kopf zu verdrehen und die dargebotenen Bilder im Hirn, Abteilung Erinnerungen zu speichern. Ein holpriges Etwas, mit ein bisschen Teer, lässt uns mit einigen engen Haarnadelbiegungen an einen Aussichtspunkt gelangen, der ein atemberaubendes Fotosujet bietet. Dann lassen wir die Seele baumeln und kühlen uns mit Getränken, Eis am Stiel und im Schatten eines Sonnenschirms, auf ein erträgliches Mass. Das war dringend nötig, denn die nächsten fünfzig Kilometer abseits der Zivilisation sind unsere Begleiter nur unsere treuen Reitgeräte und das graue, holprige Asphaltband unter unseren Rädern. Es gibt viel zu sehen. Wälder, Seen, Schluchten, Ebenen und die stechende Sonne. Dann endlich Albanien. Der Grenzübertritt war nirgends so unkompliziert und damit auch rasch wie eben hier. Julian erwartet uns tatsächlich, wie abgemacht und leitet und rasch zu unserer ersten und hübschen Unterkunft, vor Shkodra. Dann geht es ziemlich rasch. Duschen, Vorstellen, Essen und ab ins Bett. Guet Nacht.


6. Juli, Tag sechs: Unser Ziel für heute heisst Tirana. Die Hauptstadt von Albanien und mit 1.25 Millionen Einwohnern auch die grösste Siedlung. Aber natürlich nicht auf direktem Weg. Wir frühstücken gemütlich, auf einer Terrasse mit Aussicht, in den Vormittag. Das Gepäck ist kurz darauf fachmännisch verzurrt und langsam gewöhnen wir uns an den albanischen Verkehr mit seinen Sonderheiten. Ruhige Nebenstrassen sind dazu ideal. Manchmal sind diese in einem richtig guten Zustand. Öfter aber nicht. Vor allem Sand und Dreck und dann auch noch Abrieb und der Verlust von allerlei Flüssigkeiten der Motorfahrzeuge sorgen dafür, dass das Vertrauen ins Vorderrad arg leidet. Von Kruja hinauf zum Pass dann doch eher nicht. Da ist das Asphaltband wie geschaffen, weil neueren Datums und nicht so oft befahren, für ein zügiges erklimmen des Gipfels. Und es hat sich sowas von gelohnt. Man sieht weit in die Ebene. Und das von Tirana, unserem Tagesziel, über Durres bis an die Adria. An unserer Mittagspause wird der Tisch reichlich gedeckt mit Gemüse, Chnebeliröschti und Ziegenfleisch. Beim Dessert mit Wassermelone, dämmerts auch dem Hinterletzten, dass wir wohl zu viel gegessen haben. Die paar Kilometer bis Tirana sind zur Verdauung geplant. Aber so einfach erlaubt uns der Verkehr in der Hauptstadt das nicht. Es hupt und tutet aus vielen Ecken und es wird um jeden Zentimeter erbarmungslos gekämpft. Und das in einem Spektrum zwischen Schritttempo und knapp über einhundert Stundenkilometern. Unglaublich, aber wir treffen tatsächlich ohne Verluste beim Hotel ein. Und als uns unser Guide erklärt, dass heute verkehrstechnisch betrachtet ein eher ruhiger Tag war, legt sich unsere Stirn in Runzeln. Wir treffen uns zwei Stunden später zu einem kurzen und interessanten Spaziergang, lernen die Familie von Julian kennen und vergnügen uns zusammen beim Nachtessen. Es wird spät und wir gelangen, entlang dem neuen Markt, zurück zu unseren klimatisierten Zimmern. Ein tiefer und erholsamer Schlaf erwartet uns. Guet Nacht.


7. Juli, Tag sieben: Nach dem erbarmungslosen Dudeln des Handys, ist unser Treffpunkt das Zmorgebuffet. Ordentlich zugelangt sollte Hunger bis weit in den Nachmittag kein Thema mehr sein. Durst schon. Zwar plagt die Sonne nicht mehr so intensiv. Aber heiss genug ist es allemal um fleissig Flüssigkeiten zu tanken. Gleich zu Beginn entführt uns Julian auf eine Strasse, die locker als einer der Höhepunkte der Superb! Albanientour gelten darf. In griffigen Serpentinen steigt eine stille Strasse bis in kühle Höhen und verweilt eine geraume Zeit auf einer Krete und verwöhnt uns mit Ausblicken zu beiden Seiten, die atemberaubender nicht sein könnten. Elbasan und Berat, die Stadt mit den tausend Fenstern, werden danach folgen. Und die Festung von Berat. Ein herausfordernder Spaziergang auf schlüpfrigem Kopfsteinpflaster meistern wir souverän und feiern den Erfolg gleich gebührend in einem kleinen Restaurant. Da schwebt doch wirklich und wahrhaftig lüpfige Örgelimusig aus den offenen Fenstern. Tatsächlich macht eine Gruppe Schweizer-Landjugend eine Rundreise durch Albanien. Die Welt ist doch klein. Ein kleines Zmittag macht uns Fit für die zweite Hälfte des Tages. Fit genug erfahren wir, auf unserem Weg in den Süden, den neuen Bypass rund um Vlora. Und der ist eine tolle Erwähnung wert. Schon allein deshalb, weil der Präsident ihn in ein paar Stunden offiziell einweihen wird. Und wir sind ihn noch vor ihm gefahren. Da kann man nämlich ordentlich am Quirl drehen. Wir fahren in Vlora ein und kurven zu unserem Hotel. Die nassgeschwitzten Klamotten hängen wir auf Bügel und kramen nach den Badehosen, die uns unauffällig an den Strand begleiten. Das warme Meer ist eine Wohltat, kühlt aber kein bisschen. Das tut dafür die Anlage fürs Klima im Zimmer zur Genüge. Bei Sonnenuntergang treffen wir uns zum köstlichen Znacht, füllen die Bäuche ordentlich und fallen hundemüde ins Bett. Schön wars. Guet Nacht.


8. Juli, Tag acht: Wir starten in einen noch sonnigen Tag, der auch merklich abgekühlt hat. Das Zmorge mundet und wie an jedem Tag essen wir auch hier zu viel. Wieder unterwegs, streifen wir ein paar geschäftige Baustellen und wirbeln ordentlich Staub auf. Dann zieht die Strasse mutig an und windet sich lebendiger vor uns hin und her. Kurz nach der Passhöhe lädt ein Parkplatz ein, ein paar Bilder, zur Erinnerung, zu knipsen. Eine fantastische Aussicht tut sich vor uns auf und zeigt ein tiefblaues Meer und sogar die griechische Insel Korfu. Wir wechseln in den Sinkflug und fahren auf einer raschen und  kurvigen Strasse, die uns immer weiter nach Süden trägt. Und dann beweist unser Guide ein tolles Zeit- und Wettermanagement. In einer Ortschaft, malerisch am Meer gelegen, lehnen wir unsere Töffs auf den Seitenständer setzen uns in eine Töffbar und gleich darauf giesst es wie aus Kübeln. Nach einem kurzen Check im Wetterrader ist klar, dass diese Pause ein paar Minuten länger dauern wird. Tatsächlich klart es kurz nach Mittag wieder auf. Die Strasse entlang der Adria, begleitet uns so begeisternd wie bisher. In Saranda machen wir auf einem Aussichtspunkt, hoch über der Stadt einen kurze Fotosession und sehen gleich darauf, wie Saranda im Rückspiegel kleiner wird. Vor uns ist eine nigelnagelneue Strasse. Und was für eine. Breit windet sie sich an Bergflanken in die Höhe, durchstösst einen Tunnel und verliert dahinter wieder etliche Höhenmeter. In Girokaster beziehen wir unser Hotel etwas unterhalb der Burg. Die Anfahrt dorthin ist echt herausfordernd. Wir besuchen den Basar, essen gemütlich zu Abend und verdauen gekonnt mit einem Raki. Der hilft, so sagt man, auch beim Einschlafen. Na dann. Guet Nacht.


9. Juli, Tag neun: Was gestern an Höhe erklommen wurde, muss heute auch wieder verloren werden. Alle sitzen wohl deshalb beim Frühstück etwas befangen am Tisch. Ist aber nichts passiert. Unten am Talboden werden die Tanks voll gemacht und wir lassen Girokaster im Rückspiegel rasch klein werden. Wir geniessen Landschaft und Strassen die wild in der Gegend angelegt wurden. Und das mit einem neuen und griffigen Belag. Feiern tun wir das mit einem Bad, bei Quellen die nicht nur zwei Zentimeter kalt sind. So knapp über dreissig Grad werden es wohl sein. Warm genug, dass auch unser Bruno seine Badehose montiert und vorsichtig, mehr als nur den grossen Zeh im Bassin  versenkt. Nach dem Trockenrubbeln erwartet uns dieselbe Strasse mit derselben Kurvenorgie. Traumhaft. Allmählich zieht die Strasse an und wird auch merklich schlechter in der Qualität. Zitternd versuchen wir unsere Mesheinsätze während der Fahrt zu schliessen und wundern uns, dass es auf einmal so kalt wird. Unmerklich sind wir auf über Tausend Meter über Meer gestiegen, staunen über die wundervolle und unberührte Natur und machen einen längeren Stopp bei einer Forellenzucht. Wir bestellen aus der reichen Auswahl in den Becken das Passende und essen genüsslich und ohne Hektik unsere Forellen. Dann bestellen wir unseren obligaten Cappuccino, der leider nicht angeboten wird. Dann halt einen Kaffee mit Milch. Haben die sowas? Aber natürlich, Macciato und Cappuccino!! Dann halt doch einen Capu. So erfrischt und gestärkt, kurven wir uns vorsichtig um die holperigen und engen Kurven bis nach Korca. Dort ist sogar eine Brauerei zu Hause. Nach der Dusche macht uns ein kurzer Spaziergang in die Brauerei, wieder Platz im Futterspeicher. Mit einem leckeren und reichlichen Nachtessen füllen wir unsere nicht ganz leeren Fettreservoirs wieder auf. Dann besuchen wir ein Restaurant in der Altstadt in der Nähe des Bazars, schlürfen etwas Kaffee und nippen an verschiedenen Raki. Mein Favorit? Honig und Zimt! Ich könnte baden darin, tue ich aber nicht. Denn das Bett ruft laut meinen Namen. Guet Nacht.


10. Juli, Tag zehn: Man ist ja als Berner grundsätzlich geduldig. Aber auch die nimmt mal ein Ende. Als wir um acht Uhr erwartungsfreudig am Tisch sitzen und um halb neun immer noch keinen Kaffee riechen gehen wir uns in die Töffklamotten schälen. Und tatsächlich ist danach ein hübsches Zmorgeplättchen an jedem Platz. Zehn Minuten später hat auch jeder seinen Kaffee und der Tag beginnt strahlend zu werden. Korca verlassen wir zügig in Richtung Ohridsee. Ein paar dutzend Kilometer begleitet uns sein Ufer recht nah. Dann steigen wir etwas abrupt auf einer schnellen Strasse mit wenigen Haarnadelkurven in die Höhe. Machen einen kurzen Stopp um Bilder zu knipsen und treffen einen älteren Mann, der in Lumpen gehüllt, mit seinem klaren Blick und einladenden Lächeln gute Stimmung verbreitet. Ein paar Münzen wechseln die Besitzer und machen uns nur unmerklich ärmer. Dem älteren Herrn aber, erleichtern sie den heutigen Tag. Wieder auf der Strasse trennen wir uns bald darauf von Paul. Erwarten tun wir ihn nach seiner Solotour in Nordmazedonien, am späteren Nachmittag wieder ennet der Grenze in Albanien. Unsere Offroadsession steht heute an. Und die hat es in sich. Es wird geackert, getrieben und gearbeitet um die Strasse zu bezwingen. Pausen feiern Inflation und wir spülen dankbar den Staub aus dem Mund. Die Mittagspause markiert die Hälfte unserer Herausforderung. Es knallt und schüttelt gehörig auch in der zweiten Hälfte unserer Challange. Die Erkenntnis, wie sanft man sich auf asphaltierten Strassen bewegen kann, erstaunt nach unserem Abenteuer sehr angenehm. Man meint doch tatsächlich, der Hintern schlafe ein. Und siehe da, wir treffen unseren Paul zur rechten Zeit am Treffpunkt. Gott sei Dank in alter Frische. In Peshkopi beziehen wir unsere Unterkunft, lassen uns von zwei Taxis zum Nachtessen bringen und geniessen erneut albanische Gastfreundschaft. Diesmal bei Tarzan und seiner Jane. Nach dem äusserst leckeren Dessert, fahren uns unsere Taxis weder zurück. Da sitze ich nun und erinnere mich an einen ereignisreichen Tag und wünsche Guet Nacht


11. Juli, Tag 11: Wir verlassen unsere heimelige Unterkunft in Peshkopi mit leiser Wehmut. In keiner Unterkunft war das Lachen des Eigners ansteckender als hier. Kein Wasser in der Kaffeemaschine und sein Lachen schollt durchs ganze Haus. Das Zmorge ist reichlich und sehr lecker. Wir packen unsere gut gefüllten Bäuche hinter den Lenker und sind wieder auf der Strasse zu Hause. Die schlängelt sich vor uns als hätte sie ordentlich Bauchweh, klettert mit uns sportlich in die Höhe bis auf über zwölfhundert Meter und begleitet uns ebenso sportlich wieder in die Täler. Mal verwöhnt sie uns mit tadellosem Belag, nur um ein paar hundert Meter weiter einen löchrigen Flickenteppich vor uns auszubreiten. Aber immer sind atemberaubende Aussichten unsere steten Begleiter. Mehr als einmal steigen wir von unseren Töff's und staunen über die Schönheit Albaniens. Mittagessen tun wir heute in keinem Restaurant. Wir kaufen ein Picknick ein und geniessen unter zwei ausladenden Eichen gemütlich Wassermelone, Tomaten, Gurken und Ziegenkäse, auf einer idyllischen Alp. Von der Strasse, die uns nach dem Kosovo gebracht hätte, biegen wir rechtzeitig ab. Das schmalen Fahrsträsschen, dass uns nun längere Zeit begleiten will, gewährt uns Exklusivrechte. Wir sind darauf für rund dreissig Kilometer fast allein unterwegs. Dann hat uns die Zivilisation für kurze Zeit wieder, bevor wir nach Valbona abbiegen. Landschaftlich wird es rauer und wir gewinnen wieder stetig an Höhe. Ein paar Kilometer weiter, vorbei an mächtigen Felswänden und immer in Gemeinschaft eines gurgelnden und schäumenden Baches, erreichen wir unsere freundliche Unterkunft. Zwei Stunden später sitzen wir schon am Tisch und lassen es uns gut gehen. Heute geht es früh ins Bett, weil die geplante Tagwache für morgen dies so verlangt. Aber darüber Morgen mehr. Guet Nacht.


12. Juli, Tag zwölf: Etwas verschlafen packen wir unsere Töffs schon früh am Morgen. Es ist sehr frisch draussen. Danach tanken wir Wärme und Kalorien beim Zmorge. Und los geht es. Nur knappe vierzig Kilometer bis zur Fähre am Komanstausee. Der Drinfluss wird in mehreren Stufen gestaut und schafft zusammen mit der eindrücklichen Landschaft das albanische Thailand. Wir rollen also auf die Fähre, stellen unsere Stahlrösser auf die Ständer und geniessen die nächsten Stunden ein eindrückliches Entschleunigen. Es sind imposante Szenenbilder die gemächlich an uns vorbeiziehen. Gemütlich stampft und raucht der Diesler vor sich hin und schiebt uns durch das grüne Wasser. Leider treibt viel Abfall darauf herum. Die Schilder auf der Fähre, die dringend darauf hinweisen keinen Abfall im Wasser zu entsorgen, versprechen Besserung. Das aber selbst die Crew die Abfallkübel in den See entsorgt zeigt, dass sie noch nicht als Vorbilder gelten können. Die Fährfahrt selbst ist schlicht toll. Beim Anlegen gibt es kurz ein Chaos weil alle Fahrzeuge vom Schiff wollen und alle anderen, auf festem Boden ungeduldig Wartenden, unbedingt drauf. Die Strasse die uns Richtung Shkodra führt erinnert stark an unser überlebtes Offroadabenteuer. Aber auch das schaffen wir. Kurz vor der Grenze trennen wir uns von Julian, unserem Guide, mit kräftigem Händeschütteln und dankbarem Lächeln im Gesicht. Er hat uns viel über sein Land erzählen können und uns zu wundervollen Strassen und Ecken hingeführt. Wir queren die Grenze zu Montenegro rasch und ohne Probleme. Dann weichen wir den Hauptstrassen aus solange als möglich. Irgendwann hat uns die Küstenstrasse halt doch wieder und damit auch mehr Verkehr. Dieser begleitet uns fast bis zu unserem Hotel. Einchecken, Duschen und Nachtessen sind die nächsten Fixpunkte im Programm. Es ist schon eindrücklich, am Tisch zu sitzen während ein riesiges Passagierschiff an uns vorbeizieht. Die Dinger sind gewaltig. Item. Guet Nacht.


13. Juli, Tag dreizehn: Von Kotor bis nach Drinovci, beim Krka Nationalpark, lautet die heutige Etappe. Und was liegt so erwähnenswertes dazwischen? Zu allererst das Frühstück. lecker und mit Aussicht auf der Terrasse. Dann wieder eine Fährfahrt. Aber nur eine kurze. Dann das Kreuzen von Landesgrenzen. Einmal von MNE nach BIH und dann von BIH nach HR. Bei beiden Übergängen, beweisen die Zollbeamten mit Leichtigkeit, dass Ihre Arroganz grösser ist, als ihre nicht vorhandene Effizienz. Wunderschöne Landschaften in allen Ländern entschädigen jedoch für vieles. Irgendwo in der Pampa, bei einer unserer Pausen im Schatten von Bäumen, nähert sich ein junger Mann und fragt, ob wir Probleme haben und ob seine Hilfe nötig ist. Aber nein doch, erklären wir leise gerührt. Ist aber schon nett von ihm, oder? Die Strassen werden besser und bieten mehr Grip. So können wir endlich wieder ordentlich am Quirl drehen und fressen zügig Kilometer. über dreihundertundachtzig um genau zu sein. Da langt es am Abend bei der Ankunft an der schmucken Unterkunft nicht mehr für so viel. Und da der Pool zwar schön und verlockend ausschaut, aber einfach zu kalt ist, bleibt auch die Badehose trocken. Die Dusche ist aber angenehm warm und das rasche Ziel aller, bevor wir uns wieder am Tisch treffen. Das Znacht ist so was von einem Oberhammer. Der Empfehlung des Obers sind wir vorbehaltlos gefolgt und wurden in keinster Weise enttäuscht. Und weil der Abend so schön am ausklingen ist, wird auch mehr als ein Bier gekippt. Gerade als wir uns Richtung Schlafgemach verabschieden wollen, erwischt uns unsere Bedienung mit dem Vorschlag eines Absackers. Jä nu de haut. Und Guet Nacht. 


14. Juli, Tag vierzehn: Zmorge lässt sich auf einer schattigen Terrasse einfach gut geniessen. Stressfrei machen wir uns wieder auf die Piste. Besuchen ein paar Sehenswürdigkeiten im Krka- Nationalpark, füllen unsere Benzinreservoirs und machen uns auf, einem Strässchen zu folgen das uns in eine unwirkliche Einsamkeit entführt. Überall verlassene, eingestürzte und zerschossene oder abgefackelte Häuser. Das einzige Leben sind Kühe, die vor der stechenden Sonne in die Ruinen flüchten und geduldig wiederkäuen. Länger als eine halbe Stunde, begegnen wir keinem Menschen. Was sollte der auch hier in dieser Einöde. Erstaunlich, dass die Strasse ausnehmend gut ausgebaut ist. Dann biegen wir in eine ebenso leere Hauptstrasse ein und lassen uns bis zum blauen Meer begleiten. Sie hat uns endlich wieder, die Jadranska. Wir fahren zügig und staunen über kleine Fischerdörfer, einsame Strände, touristisch geprägte Badeorte und das fesselnde Farbenspiel von Meer, Inseln, und dem Festland. Beim Mittagstisch diskutieren wir uns in Ekstase über das Kurvengewimmel. Das nimmt den ganzen Tag kein Ende, Gott sei dank. Aber die Gemeinschaft mit der Adria haben wir bald gelöst und rasch an Höhe gewonnen. Es ist faszinierend, wie schnell sich der Charakter von Landstrichen, der Vegetation und Architektur, innerhalb weniger Kilometer massiv verändern kann. Einsame Hochebenen superb erschlossen mit toll gepflegten Strassen sind der Traum für jeden Töffler. Da wächst doch die Vorfreude, zur Superb! Slowenientour im nächsten Jahr, schon stark ins unermessliche. Eine seeeehr lange Tagesetappe wird mit der Einfahrt zu unserem Hotel in Ljubljana beendet. Frisch geduscht und locker gekleidet, sitzen wir unter einem grünen Blätterdach. Wir bestellen hungrig und durstig und schlemmen delikates von der Speisekarte. Den Abschied von Sabine und Roger feiern wir fröhlich und doch mit arger Wehmut. In der vergangenen Superb! Albanientour, ist halt eine tolle Gemeinschaft gewachsen. Dankbar über die weichen Betten fallen wir schon bald in einen tiefen Schlaf. Guet Nacht.


15. Juli, Tag fünfzehn: Heute ist eine Erhol-Etappe angesagt. Ein paar tolle Kurven in Slowenien, ein Grenzübertritt ohne Firlefanz nach Österreich, ein gschmackiges Mittagessen am Stausee und schon sind wir am Tagesziel im Graz, der steirischen Landeshauptstadt. Zuvor allerdings dürfen wir beim Zmorgebüffet herzhaft zulangen. Dann zirkeln wir uns aus dem hektischen Verkehr von Ljubljana und erfahren stiller Landstriche. Täler, Schluchten und Hochebenen mit vielen Kurven durch ein sehr grünes Land. Bald sind wir über Dravograd in Österreich und schlängeln uns über die Strasse zum Sobothstausee in die Höhe. Für uns Töffler gilt allerdings eine Höchstgeschwindigkeit von 70 Km/h. Komisch, die doch merklich langsameren Autos könnte man locker fischen, aber darf man halt nicht. Da sitzen wir nun am Stausee beim Mittagessen und geniessen die nur selten durch röhrende Motoren unterbrochene Ruhe. Es türmt sich dabei bedrohliches Gewölk und mahnt uns langsam zum Aufbruch. Ein paar dutzend Kilometer weiter tröpfelt es zaghaft und die Regenkombi wird von tief unten hervorgekramt. Sobald wir uns in die Plastikhaut geschält haben, wird es wieder trocken. Lassen wir das, denken wir uns und fahren die paar Kilometer noch zu unserem Hotel in Graz. Ganz nahe am Verladebahnhof, bei dem wir Morgen Abend unsere Töff's auf dem Nachtzug verankern lassen und uns die engen Schlafkabinen zur kurzen Heimat werden. Heute Abend aber schlemmen wir in einem steirischen Restaurant und essen fein und zuviel. Schon wieder! Nach einem kurzen Spaziergang, zurück zum Hotel, fallen wir trotz Erhol-Etappe in einen tiefen Schlaf. Guet Nacht.


16. Juli, Tag sechzehn: Heute lädt uns Graz ein, ein paar wundervolle Ecken der Altstadt zu entdecken. Wir kleiden uns locker und stärken uns also kräftig beim Frühstück. Entern das Tram und sind drei Stationen weiter direkt im turbulenten Wirrwarr. Schön mit was für schmucken Sachen, die Grazer Altstadt Touristen zu verwöhnen mag. Der Schlossberg, gut erschlossen mit einem Bähnli, bietet eine grandiose Aussicht auf die Dächer der Alt- und Neustadt. Wir flanieren etwas herum und dann dämmert unserem Jüngsten, dass wir den Schlossberg doch auf der Rutsche verlassen könnten. Wir entrichten unseren Obulus, betten unsere Hinter in ein schlafsackähnliches Ding und zwirbeln in gefühlter Lichtgeschwindigkeit dem Ende zu. Wobei noch nicht sicher ist ob unserem, oder nur dem der Bahn. Etwas belämmert sortieren wir am Fuss des Schlossberges unsere Emotionen und Glieder und torkeln noch etwas unsicher in die Fussgängerzone. Unsere Verheirateten sind auf der Suche nach Mitbringseln für die besten Ehefrauen weltweit. Da ist die Auswahl in Graz nicht die Schlechteste. Mit Einkaufstüten beladen setzen wir uns in einem Beizli in den Schatten und nuckeln an kalten Getränken. So zu Kräften gekommen besuchen wir den Hauptplatz, verzehren eine Kas-Leberkas-semml und lassen es uns einfach gut gehen. Etwas später treffen wir in der nähe unseres Hotels ein, essen noch zu Abend und verlangen dann die Herausgabe unserer Töffklamotten. Schnell haben wir uns umgezogen. Die Töffs sind ebenso rasch gepackt und wir fahren beim Verladebahnhof ein. Geduldig warten wir, bis sich jemand bemüht uns und unsere Reitgeräte zu verarbeiten. Tatsächlich beziehen wir kurze Zeit später unsere Kabinen, richten uns für eine unruhige Nacht ein und sind dankbar für die leistungsfähige Klimaanlage. Pünktlich rollt der Zug aus dem Bahnhof. Das Superb! Albanienabenteuer ist definitiv vorbei. Am nächsten Morgen wird es in Feldkirch die offizielle Verabschiedung geben und jeder fährt zu den Seinen nach Hause. Im Gepäck haben wir eine Menge an Dreckwäsche und viele tolle Erinnerungen, auf die ihr euch, die zu Hause geblieben seit, echt freuen dürft. Servus.